Dienstag, 2. August 2011

Melancholisch

Vor kurzem erzählte ich einem Freund, wie unbedingt er endlich Half Life 2 spielen sollte, ein Spiel das man meiner Meinung nach gespielt haben muss, so wie man ein mal in seinem Leben Titanic oder Star Wars gesehen haben sollte. Ich schwärmte von diesem Ego-Shooter, zeigte ihm einen Trailer, und befahl ihm praktisch dieses Meisterwerk zu spielen. Er sah mich etwas zweifelnd an, und sagte, es wäre doch nur ein Ego-Shooter, zudem ein ziemlich Alter mit dementsprechender Grafik. Und die Präsentation sei ja wohl auch eher lame.

Nachdem ich ihn beinahe aus dem Haus geschmissen hatte, lies ich ihn das Spiel spielen, machte einen recht spektakulären Level an, doch nach zehn Minuten sah er sich nur bestätigt. Danach war es erledigt, ihn wird man wohl nicht mehr Half Life 2 spielen sehen. Aber wieso riss ihn dieses wirklich auch heute noch tolle Spiel nicht vom Hocker? Ganz einfach, man kann durch kurzes Anspielen und Erzählungen nicht erkennen, was Half Life 2 ausmacht. Denn es stimmt, Präsentation und Grafik sind veraltet, in Zeiten von Crysis, Metro 2033 oder auch Call of Duty wirkt Half Life 2 richtig steif, als hätte es einen Stock im Arsch. Und auch grafisch lockt es keinen russischen Terroristen mehr hinter dem Gulag hervor, auch wenn es immer noch stilvoll ist. Nein, die Faszination lieget woanders. Sie liegt in der Stimmung des Spiels. Half Life 2 ist hoch melancholisch, verbreitet ein tiefe Traurigkeit über das Szenario, die grausame Versklavung der Menschheit und die heruntergekommene Erde. Es trauert unserer Realität hinterher, fast kann man den Neid der Akteure auf unsere so heile Welt spüren. Half Life 2 will uns aufrütteln, uns zeigen, was wir an unserem Leben haben. Doch es hebt nicht den Zeigefinger, prangert keine Umweltverschmutzung an, es macht es ganz subtil und verpackt es in einen Kampf ums Überleben, in einen Kampf um Werte, die in Zeiten des Untergangs wertvoller sind denn je. Wenn man Half Life 2 spielt, lernt man die Schönheit unseres Lebens zu schätzen. Das kann man nicht erzählen, man muss es erleben.

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