Samstag, 8. Januar 2011

der brotlose Jahresrückblick

Hmmm. Ein Jahresrückblick. Wie könnte man da Anfangen? Vielleicht mit: 2010 war ein ereignisreiches Jahr, der Ubisoft-Game-Launcher, 3d Realms ist pleite … neee. Das ist doch kein Anfang. Klingt total einfallslos. Man, ist das schwer. Dabei waren Anfänge im letzten Jahr doch nun wirklich kein Problem. Man muss nur an Mass Effect 2 denken! Eines der größten Werke dieses Jahres. Wunderbar, wie Bioware es versteht, dieses Sience-Fiction-Epos in Szene zu setzen, mit ausgefeilten, glaubwürdigen Charakteren, eigenständigem, visionärem Stil und fabelhaften Dialogen. Auch wenn die Story größtenteils nur aus dem Zusammensuchen der Mannschaft besteht, so ist sie doch packend erzählt und punktet mit spektakulären, cineastischen Zwischensequenzen. Und wenn einem bei falscher Spielweise am Ende die Crewmitglieder unter dem Hintern wegsterben, ist es schwer, die Tränen zurückzuhalten. Für manche Rollenspielfans vielleicht auch weil Bioware das Spiel sehr in Richtung Action bewegt hat, und die Rollenspielelemente in den Hintergrund rückten. Doch so ist das halt mit der Massentauglichkeit, die kleineren Gruppen sind nicht so gewinnbringend wie der actionliebende Massenmarkt. Ich persönlich finde die Mischung in Mass Effect2 dennoch recht gelungen, auch wenn ich mir ein wenig mehr Sammelmöglichkeiten gewünscht hätte.



Gewünscht hätte ich mir für 2010 auch Mirror's Edge 2, doch was das angeht, so herrschte über das ganze Jahr fast komplettes Stillschweigen. Nur eine Meldung, dass es sich in der Entwicklung befindet, gab es.

2010 war auch das Jahr einer großen Erfindung, es war das Jahr des Ubisoft Game-Launchers. Das Programm, welches ständige Kommunikation mit den Ubisoft-Servern benötigt, damit das Spiel läuft. Bleibt die Antwort des Servers aus, wird das Spiel beendet. Der ultimative Kopierschutz. Zwar knackte die Raubkopierergemeinde auch diese Kopierschutzmaßnahme, aber erst nach einer Phase, in welcher der Ubisoft-GL Assassin's Creed 2, die Siedler 7, Splinter Cell Conviction und Silent Hunter 5 für lange Zeit erfolgreich schützte. Drei von diesen Spielen hätte ich mir gekauft, so blieb ich leider außen vor. Ärgerlich, für mich. Ärgerlich für viele Andere, die die Spiele entweder nicht kauften oder sie tagelang wegen Server-Überlastung nicht spielen konnten. Doch auch verständlich. Würde es so viele Ladendiebstähle wie Raupkopien geben, würden Supermärkte und Kaufhäuser ihre Waren sicher auch mit lästigen Schutzmaßnahmen versehen. Doch natürlich ist auch der reflexartige Aufschrei vieler Spieler, unter anderem von mir, nur logisch. Manche beschwerten sich, weil sie mangels einer geeigneten Internetverbindung ein Spiel nicht Spielen konnten, andere weil sie Angst hatten, ihre Rechte und Besitzansprüche würden ignoriert werden. Und wieder andere ärgerten sich einfach nur darüber, dass sie so lange auf ihre Raubkopie warten mussten. Doch Ubisofts Lösung ist nichts anderes als Konsequent. Keine halbgare Internetaktivierung, die zwar nervt, aber trotzdem innerhalb von Stunden nach Erscheinen des Spiels schon wieder geknackt ist. Und trotz großem Protest machte Ubisoft im vergangen Jahr Rekordgewinne.

Rekorde stellte ich in diesem Jahr ebenfalls auf, für GamersGlobal brach ich in F1 2010 sogar den Weltrekord auf der belgischen GrandPrix-Stecke Spa. Und trotz diesem Erfolg: zwei Strecken habe ich in Codemasters' Rennspiel immer noch nicht befahren, zu lange dauern mir die Rennen im Karriere-Modus. Auch verdarb mir das lächerliche Schadensmodell irgendwannden Spaß.



Am Schadensmodell lag es hingegen nicht, dass Need for Speed Hot Pursuit nicht in meine Sammlung wanderte. Im Gegenteil, ich findees eigentlich recht schmuck, wie der neuste Teil von EAs Rennspielserie die Autos auseinander nimmt. Trotzdem, die Zeit, in der NfS meine liebste Rennspielreihe war, sind wohl spätestens seit Erreichen von Level 100 in der Dirt 2 Karriere vorbei. Die Gründe dafür stehen in meinem Test. Da kommt Dirt 3 dieses Jahr gerade recht um mich weiter an der (Codematers-)Stange zu halten. Doch vielleicht ist Need for Speed für mich noch nicht ganz tot, Shift 2 verspricht gut zu werden, doch das habe ich auch von Hot Pursuit gesagt (und recht behalten) und es mir dennoch nicht gekauft, vielleicht weil es mir zu Online-lastig war.
Warum ich mir Drakensang 2 nicht gekauft habe, kann ich dagegen genauer definieren: Auch wenn ich mit Mass Effect und dem soliden Alpha Protocol in diesem Jahr meine Liebe für recht klassische Rollenspiele entdeckt habe, Drakensang ist mir dann doch ein Stück zu klassisch. Und möglicherweise auch zu Deutsch. Da sagte mir Dragon Age mehr zu, das ich mir aber auch nicht gegönnt habe. Zurzeit bin ich in Sachen Fantsay etwas übersättigt, da muss ich wohl warten, bis mich Skyrim wieder bekehrt. Doch glücklicherweise nahmen in diesem Jahr die immer gleichen Fantasy-Szenarien etwas ab, wenn man mal von dem ganzen Free-to-Play-Schmarn absieht. Risen, Two Worlds und Arcania, so heißen die großen
modernen Rollenspiele des Jahres, wobei man bei Arcania nicht wirklich von groß reden kann. Langweilig, außerhalb der Quest-Pfade sehr leer und mit einer lahmen Story bewies Jowood dieses Jahr also wiedereinmal, dass sie auf dem großen Spielemarkt eigentlich nichts mehr zu suchen haben. Aber immerhin: Bugfrei war Arcania, wie eigentlich fast jedes wichtige Spiel 2010. Abgesehen vom bereits erwähnten F1 2010, was selbst nach dem ersten Patch stellenweise noch massive Probleme hat.

Probleme hatte auch die GameStar. Die größte reine PC-Spiele-Zeitschrifft Deutschlands musste mit einem eher durchwachsenen Relaunch kämpfen. Die Relaunch-Ausgabe hatte ich dank gigantischer Schriftgröße und nicht minder großem Zeilenabstand so schnell durchgelesen wie noch keine andere Ausgabe zuvor. Im darauf folgenden Monat wurden die schlimmsten Fehler zwar korrigiert, die Textmenge stieg wieder deutlich, ihre alte Klasse erreichte die Gamestar aber erst wieder mit der November-Ausgabe. Und auch das noch nicht ganz, die alte Genre-Einteilung wird mir wohl noch eine ganze Zeit fehlen. Am Ende 2010 verlor die GameStar auch noch Gunnar Lott, einen ihrer stärksten Männer. Zumindest war er das vor ein paar Jahren, mittlerweile hatte er eigentlich nur noch seinen Charakterkasten auf der Teamseite. NaJa Gunnar, deinen Blog werde ich trotzdem immer noch mit Freude lesen.



Bis vor kurzem war eine der größten Freuden der weltweiten Gaming-Community das ständige Witzeln über den Erscheinungstermin von Duke Nukem Forever. Doch wie 2010 klar wurde, verliert die Gamer-Gemiende bald ihren Lieblings-Witz. Es ist ziemlich sicher, dass der Duke nach 14 Jahren Entwicklungszeit 2011 erscheinen wird. Nachdem der ursprüngliche Entwickler 3D Realms Anfang des Jahres pleite ging, übernahm Gearbox Software, nach einer kurzen Schlammschlacht um die Lizenzrechte, die Entwicklung. Und der Entwickler von Brothers in Arms: Hell's Highway und Borderlands scheint die Fertigstellung des Krawall-Shooter's nun konsequent voran zu peitschen. Genug Zeit um zu reifen hatte das Spiel, hoffen wir das es nicht schon angefangen hat zu faulen.



Faul war auch Rockstar Games dieses Jahr. Anstatt eine neue Stadt zu entwerfen und ein ganz neues Grand Theft Auto zu entwickeln, füllten sie Liberty City aus GTA IV einfach mit neuem Leben und neuen Geschichten. Zwei solcher Geschichten brachte Rockstar 2009 exklusiv für Xbox 360 auf den Markt, im vergangen Jahr erschienen sie dann als Gesamtpaket endlich für den PC. Zwar kamen die Epsiodes from Liberty City nicht an das Hauptprogramm mit Nico Bellic heran, doch sind sie eine gute Unterhaltung, und vor allem The Ballad of Gay Tony bietet phänomenale Zwischensequenzen und abwechslungsreiche Missionen, und kommt damit fast an GTA IV heran. GTA ist immer noch ein hervorragendes OpenWorld-Spiel. Das würde sich auch nicht ändern, wenn einer der Entwickler plötzlich behaupten würde, es wäre gar keins. Warum ich das schreibe? Weil bei einem der wichtigsten Titel des Jahres genau das passiert ist. Doch natürlich ist Mafia II ein OpenWorld-Spiel. Gleichzeitig aber auch die größte Enttäuschung des Jahres. Für mich zumindest. Keine Frage, das Mafia-Epos von 2K-Games ist ein tolles Spiel, mit glaubwürdigen Figuren und einer spannenden und coolen Story. Doch kam mir das ganze Spiel vor wie eine Bombe, die kurz vor ihrer Explosion entschärft wird: Alles in allem ganz spannend, aber das wirklich wichtige ist weg. Mafia II wirkt wie ein Open-World Spiel, das keins sein durfte, aus dem kurz vor Ende der Entwicklung die Nebenmissionen, die Freunde und die Geschäfte entfernt wurden. Der Kern des Spiels ist ohne Frage super, aber das Drumherum, welches bei einem solchen Titel mindestens genauso wichtig ist, versagt auf ganzer Linie. Hat man die schöne Stadt mir ihren unlogischen und teilweise sogar unsichtbaren Begrenzungen einmal gesehen, gibt es keinen Anreiz, sie näher zu erkunden, sie zu erleben. Und ein übleres Ende hab ich das letzte mal im Comic-Shooter XIII erlebt, der, nachdem man herausfindet, dass der Präsident der Vereinigten Staaten der Böse ist, einfach endet. Und das muss man erstmal topen!




Also: Gute Anfänge, schlechte Enden, das war 2010!

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