In den "Rosen für:" Artikeln schreibt Jonas immer mal wieder völlig subjektiv über seine Lieblingsspiele. Den Anfang macht: Mirror's Edge.
Ein Vorteil von Videospielen ist, dass man, mangels tödlicher Konsequenzen, Dinge machen kann, die man als normaler Mensch sonst nur im Fernsehen sieht. Der Spieler kann daran teilnehmen. Ich kann daran teilnehmen. Ich würde niemals auf mein Hausdach steigen und über den gähnenden Abgrund zum nächsten Haus springen. Faith macht dies Tag ein, Tag aus. Faith mach dies mit einer Selbstverständlichkeit, mit einer Lässigkeit, die mir in einem normalen Film/Spiel ein lautes Lachen herausdrücken, und alles als unrealistischen Quatsch abtun lassen würde. Aber Mirror's Edge ist kein normales Spiel, im Gegenteil, es zeigt mir schon am Anfang, dass es anders ist. Eine klinisch weisse Stadt, in der Werbeschilder, Fahnen und Türen als grelle Farbtupfer auf mein Auge stechen, mich hineinziehen in diese Welt, die so perfekt wirk. Alles ist sauber, alles gepflegt, und doch wirkt die Welt nicht Steril oder Himmlisch. Und sobald ich genauer hinsehe merke ich: Halt! hier gibt es sehr wohl Dreck. Und hier bröckelt sehr wohl der Putz von den Wänden. Aber alles in einer perfekt aufeinander abgestimmten Kompostion aus Farben, aus Licht. Ich merke: Nein. Diese Stadt ist nicht perfekt. Aber sie versteckt diese Unvollkommenheit unter Perfektion. Ihre Unvollkommenheiten sind perfekt aufeinader abgestimmt. Diese Stadt ist eine einzige, gigantische, wunderschöne Lüge. Ohne die Story zu kennen merkt man: Hier liegt etwas im argen, das kann nicht Wahr sein. Diese Stadt ist zu schön um Wahr zu sein. Und nach ein paar Stunden Spielzeit weiß man es dann. Es wird mir vom Spiel nicht erklärt, das Spiel zeigt es mir. Die Anwohner dieses Ortes leben nicht in Freiheit, sie leben in Wohlstand. Sie sind alle reich, verwöhnt und glücklich. Zumindest auf den ersten Blick. Genau wie ihr Lebensraum ist auch ihr Glück nur Fassade, sie werden Überwacht, manipuliert und belogen. Aber sie währen sich nicht. Warum? Das Spiel verrät es nicht. Die Anwohner sind nur anonyme, weiss gekleidete Personen, die ich nur aus der Ferne sehe. Sie beteiligen sich nicht am Spiel, sie gehören nicht zum Spiel. Es ist ihnen egal. Sie helfen Faith nicht, sie hindern sie nicht. Sie schliessen die Augen, laufen weg, bleiben unbeteiligt. Sie setzen sich für nichts ein. Sie nehmen es hin. Auf diese subtile, kaum merkliche, vielleicht sogar gar nicht beabsichtigte Art sind die Einwohner eine Mahnung an die echte Welt. Beteiligt euch. Lasst es nicht mit euch geschehen. Doch auch in dieser Stadt gibt es anscheinend Leute, die es nicht einfach so hinnehmen, die sagen: Stop. Aber sie scheinen verdrängt, sie gehören nicht mehr dazu. Die Stadt tut so, als gebe es diese Leute nicht, es wird einfach vergessen.
Aber es gibt sie halt doch. Faith rennt für sie. Überbringt Botschaften. Und wird in den Mord an einem Kritiker der Regierung hineingezogen. Die Regierung. Eine Demokratie, die anders Denkende umbringen lässt. Ist es Zufall, das überall in der Stadt, neben normaler englischer Schrift, auch asiatische Schriftzeichen zu sehen sind? Und immerhin sieht Faith auch relativ asiatisch aus. Vieles in Mirror's Edge wird einem erst klar, wenn man gezielt darüber nachdenkt. Faith wirkt auf mich wie eine futuristische Punkerin. Sie lehnt sich auf gegen die Gesellschaft, gegen Zwänge und Missstände, die die meisten nicht mehr wahrnehmen. Sie ist nicht die einzige, es gibt noch mehr. Aber wir lernen nur wenige von ihnen kennen. Celeste ist eine von ihnen. Eine Freundin von Faith, eine andere Runnerin, eine eigene Person. Celeste rennt, genau wie Faith, um Botschaften zu überbringen. Aber macht sie es aus den gleichen Beweggründen? Nein. Das erfahre ich später. Sie will Macht. Geld. Sie hat sich mit dem abgefunden was in ihrer Stadt passiert. Aber warum dann noch diese Tarnung? Wegen mehr Macht? Mehr Geld? Eine Spionin, die ihre Freunde an den Feind verkauft. Die den Feind sogar stärkt. Vielleicht aber will sie auch einfach nur ein glückliches Leben führen. Eine Familie, einen Mann. Ihre endgültige Motivation bleibt im Dunkeln. Doch stört mich das? Nein. Dies alles ist nur ein Rahmen. Ein Rahmen für einen Fluss aus Bewegung, der Faith über die Dächer ihrer Stadt trägt. Ein Fluss der mir Bewegungen ermöglicht, die ich vorher nur selten erlebt habe. Begleitet von falscher Perfektion, die mich führt, mir den Weg zeigt. Sie setzt mir den Rahmen für ein Spielerlebnis, dessen Intensität ich vorher selten erlebt habe. Ich steuere Faith nicht, ich bin Faith. Wenn Faith stirbt, stirbt ein kleiner Teil von mir. Und ich schwöre mir, nächstes mal besser, nein, perfekter zu sein.
lol :O
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das hast du geschrieben nachdem du
die liebeserklärung an Sience Fiction
gelesen hast
NaJa.
AntwortenLöschenNicht ganz.
Hatte schon mit dem Text angefangen, bevor Gunnar sein Meisterwerk abgeliefert hat.
Hat mich aber beeinflusst. Neben der Gee.
Wieso?
AntwortenLöschenFindest du ihn Schlecht und geklaut?